Zu sagen der Tag an fuer sich, waere schon reichlich beschissen gewesen, war wohl die Untertreibung des Jahres, doch der Anruf von meinem Grossvater toppte nun noch alles. Ich sass in meinem Wagen, war bereits zwei Stunden auf der Strasse unterwegs und so langsam brach die Daemmerung ueber das karge Land um mich herein und tauchte alles in ein unheilvolles, drohendes Rot. Ich seuftzte.
Zuvor war ich hinter einem Haufen Vampire hinterher gewesen und war mal wieder dem Tod knapp von der Schippe gesprungen, als eines von den Viechern fast seine Zaehne in meinem Hals versenkt haette und nun, nur wenige Stunden spaeter sass ich bereits in meinem Auto, auf dem Weg zu meinem naechsten Fall.
Natuerlich haeuften sich seit des Ausbruch des Croaton Virus unsere Faelle. Natuerlich hatten wir gefuehlt hundert mal so viel zu tun, doch so aufgewuehlt hatte ich meinen Grossvater noch nie erlebt. Er war ein kuehler, berechnender Mensch. Strikt und distanziert von jeglichen Gefuehlen und ich haette nie gedacht, dass ihm ueberhaupt mal irgendetwas Sorge bereitet... nicht ein mal dieser hoellische Virus, der das Land binnen Stunden ueberflutet hatte. Und verdammt noch mal, da hatte selbst ich es mit der Angst zu tun bekommen.
Meine Finger schlangen sich fester um das Lenkrad, ehe ich die naechste Abfahrt nahm. Nicht mehr lange und ich wuerde wenigstens Wissen, in welchen Mist wir nun wieder gerutscht waren. Ein resigniertes Seufzen erfasste meinen Koerper... konnte es nicht auch mal Urlaub vom Weltuntergang geben?
Das Haus meines Grossvaters schon fest vor Augen, riss ich mich die letzten par Meter zusammen und versuchte mich ein wenig zu sammeln. Unkonzentriertheit bedeutete in unserem Beruf schliesslich ganz schnell mal den Tod... oder zumindest ein par fehlende Koerperteile.
Ich parkte meinen Wagen, direkt auf dem alten Huehnerhof, dessen Tore weit geoeffnet standen und stieg langsam aus. Das Licht im Haus war ringsherum erloschen, viel stutziger machte mich allerdings die offene Eingangstuer. Mein Grossvater war von Natur aus Vorsichtig und sicherlich nicht so dumm waehrend der Apokalypse 2.0 die Haustuer sperangelweit auf zu lassen... auch nicht wenn er mich erwartete.
Mein Koerper fuhr quasi per sofort, alles auf was er zu bieten hatte. Saemtliche Muskeln spannten sich an und meine Reflexe waren wie auf Knopfdruck auf Angriff gestellt. Was auch immer dort drinne war, hatte meinen Grossvater entweder vertrieben, oder ausser gefecht gesetzt und das konnte nichts Gutes bedeuten.
Ich zueckte meine silber schimmernde Clock, ehe ich es waagte die Treppen zur Haustuer hinauf zu steigen und sie langsam auf zu schieben. Ein Schuss war in diesem Fall immerhin besser als tausend Worte.
Meine Augen brauchten eine Weile, um sich an die schummrige Dunkelheit zu gewoehnen, die mittlerweile das Haus erfasst hatte, doch viel unbehaglicher fand ich die kalten Schauer die mir immer und immer wieder ueber den Ruecken jagdten. Sicherlich, es war nicht unbedingt Hochsommer, doch besonders kaelteempfindlich war ich nie, hier allerdings kam es mir vor als haette man mich in eine Eistruhe gesteckt. Ich liess mir einen kurzen Moment Zeit zum spekulieren, bei diesen Gegebenheiten kamen eigentlich nur Geister in Frage, doch die haette mein Grossvater sicherlich ohne Probleme selbst erledigen koennen. "Argon?!"
Meine Worte erhallten die baerstende Stille und fuer einen Moment, schien ich keine Antwort ausser mein eigenes, dumpfes Echo zu bekommen, doch ein leises, gequaeltes Aechzen liess mich aufhorchen. Noch angespannter als zuvor, folgte ich den wispernden Lauten, doch zu was sie mich fuehren sollten, auf das haette mich wohl kein Training der Welt vorbereiten koennen.
"Was zur Hoelle..." Das das im Nachhinein vielleicht nicht der inteligenteste Satz in der Gegenwart des fleischgewordenen Satans war, war mir in dem Moment nicht sonderlich bewusst, doch was solle man schon gross sagen, wenn Lucifer persoenlich schier vor einem stand?
Alles in meinem Koerper schrie auf, drang danach die Beine in die Hand zu nehmen und so schnell zu rennen... naja, als ware eben der Teufel hinter einem her, doch die klaffende Kaelte, die mich umfing machte mich schier bewegungsunfaehig und nicht ein einziger Muskel in meinem Koerper, waagte es auch nur zu zucken. Mein Blick war einzig und allein stur auf den dunkelhaarigen, hoch gewachsenen Mann vor mir geheftet. Nicht auf die Daemonen, die wie zwei schuetzende Bodyguards hinter ihm standen und auch nicht auf den blutenden Koerper, nicht unweit entfernt von seinen Fuessen. Sicherlich wusste ich wer es war, doch ich waagte mich nicht, meinen Blick hinab zu wenden und der unweigerlichen Tatsache ins Auge zu sehen, dass mein Grossvater diese Nacht sicherlich nicht ueberstehen wuerde.